Dienstag, 29. Juli 2014

Sommerzeit ist Kriegszeit

Ein heißer Sommer, ein kriegerischer Sommer. Hoffen wir, dass diesem Jahrhundert trotzdem eine "Julikrise" wie 1914 erspart bleibt. Obschon der SPIEGEL aus allen Ritzen Hetze schwitzt und die anderen linientreuen Sprachrohre ebenfalls Kannonaden voller Gülle speien, gibt es hier und da auch noch interessante Artikel in diversen Publikationen zu finden, die ich gerne verlinken möchte.

Den Anfang macht ein telepolis-Artikel von Mathias Bröcker "Lüge in Kriegszeiten",
der die von Arthur Ponsonby bereits 1928 beschriebenen Mechanismen der Kriegspropaganda  zum Thema hat:

- Wir wollen den Krieg nicht.
- Das gegnerische Lager trägt die Verantwortung.
- Der Führer des Gegners ist ein Teufel.
- Wir kämpfen für eine gute Sache.
- Der Gegner kämpft mit unerlaubten Waffen.
- Der Gegner begeht mit Absicht Grausamkeiten, wir nur versehentlich.
- Unsere Verluste sind gering, die des Gegners enorm.
- Künstler und Intellektuelle unterstützen unsere Sache.
- Unsere Mission ist heilig.
- Wer unsere Berichterstattung in Zweifel zieht, ist ein Verräter.

 
Friedensaktivist Lord Arthur Ponsonby (1871–1946) 

Die Nachdenkseiten haben ein interessantes Dossier über die ideologischen Hintergründe und Vernetzungen der Befehlshaber  "Neu-Russlands" veröffentlicht. Ich war anfangs ja für die Volksrepubliken, da diese den rechten Putschisten eine oligarchen-unfreundliche, linke Opposition entgegensetzten (die ersten Anti-Kiew-Demos im Osten sammelten sich um die Leninstatuen und wurden von der ukrainischen KP organisiert, die jetzt verboten werden soll - Interview mit dem Fraktionsvorsitzenden dazu). Wie es scheint, sind diese basisdemokratischen Initiativen mittlerweile aber von russischen Nationalisten gekapert worden ("Nationalbolschewisten", wie sie sich selbst beschreiben). Wenig verwunderlich, bringt doch der Krieg meist nicht die Intellektuellen an die Macht, sondern die Sprücheklopfer und die, die über die besten Verbindungen verfügen, Nachschub zu organisieren.

Ein den Konflikt auf der Metaebene analysierender Artikel aus der Freitags-Community sei diesbezüglich noch sehr empfohlen: Postillion d'Arme

The World Column - Lantern Gospel



Doch nicht nur in Kiew, Donetzk, Tripolis oder Gaza regieren zusehends rechte/fanatische Schläger, nein auch in der "einzigen funktionierenden Demokratie im nahen Osten", wie Israel sich stets stolz bezeichnet, werden mehr und mehr Übergriffe auf Friedensaktivisten, also mehrheitlich Linke gemeldet.
Rechtsextremismus in der israelischen Gesellschaft: ein Thema, über das hierzulande ungern geschrieben wird, dem sich das FAZ-Feulliton nun aber überraschend informativ angenommen hat. Zurecht, denn ich bin der Meinung, dass ein ganzheitliches Bild des Nahostkonfliktes es bedingt, auch diese Facette wahrzunehmen. Nicht zu vergessen: der Friedensprozess der neunziger Jahre wurde durch den Mord an Rabin torpediert - ausgeführt von einen rechten Israeli. Neu ist das Problem also nicht.
Ein weiterer, lesenswerter Artikel, auch aus dem FAZ-Feulliton, analysiert das strategische Dilemma Israels bezüglich des jüngsten Gaza-Krieges.

Colonel Bagshot - Six Day War




Nachlese (da ich in den letzten Wochen nicht sonderlich viel gepostet habe)

Bei Feynsinn wurde das Problem des tendenziellen Falls der Profitrate diskutiert
Es gibt keinen Kapitalismus, keine “Marktwirtschaft”, die nicht an diese Grenze stößt. Es ist immer wieder in furchtbares Elend gemündet. Die technische Produktivität führt obendrein dazu, dass dieser Punkt selbst nach einem Reset immer schneller erreicht würde.
 Ein Blog visualisiert Verbindungen zwischen Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft.

Die FAZ berichtet über eine neue Studie, nach der die Reichen noch viel reicher sind als bisher gedacht wurde, weil in bisherigen Studien die reichsten 5% noch garnicht eingerechnet waren.
Wieso nur überrascht das nicht?!!

Und, last but noch least, für alle Reaktionäre, die es immer noch nicht geschnallt haben: auch die Welt (!) setzt sich mittlerweile für die Legalisierung ein:
Was alles fuer die Legalisierung von Cannabis spricht - obs da wohl eine Weisung aus Übersee gab?

Die NY Times hat sich ja auch öffentlichkeitswirksam  dafür ausgesprochen. Zugegeben, ich habe schon schlimmere konzertierte Kampagnen erlebt ;-) Ach ja: Huffington Post: Cannabis hilft gegen Krebswachstum


Der BESTE Sommerhit evaaaa: Ronny Trettmann - Der Sommer ist für alle da!

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