Dienstag, 29. April 2014

Positivistische Häme

Auf Telepolis wurde über das Versagen des Journalismus diskutiert:  Mediale Einseitigkeiten und Verlautbarungsjounalismus - einer der vielen Kommentare unter dem nicht sonderlich impressiven Artikel ist jedoch äußerst bemerkenswert!

Im Freitag reflektiert Peter Ulrich den Zustand der undogmatischen, "nach rechts offenen" "linken Diskursmileus" innerhalb der neuen "bestenfalls nationalbolschewistischen Querfront"-APO, die mittelfristig, so die den Artikel durchziehende Hauptthese, weit mehr Mobilisierungspotential zu haben scheint als das orthodoxe, "(alt)linke" Gender-etc.Establishment. Dessen selbstreferenziellen Habitus er -zurecht!- als wenig hilfreich kritisiert, um die neue, im Spiel befindliche ungebundene "unbedarft&truthistische Eso-Verschwörer"- Anhängerschaft scheinbar auf den letzten Drücker doch noch irgendwie ortho-links anzubinden.
Solle man, fragt er, nicht vielleicht doch mal hingehen und mitdiskutieren statt sich angeekelt abzugrenzen?
Selbst Akzente setzen? Natürlich! Zustimmung von mir. GenderInn*n an die Front. Trotzdem Hä-Hä,
es ist alles so gewollt geschrieben, so als ob der Autor traurig wäre seinen Blick auf eine Graubetonkulisse  gegen eine mit ein wenig mehr Farbbeton eintauschen zu müssen.
 Man merkt während des Lesens des Artikels förmlich, wie er knarzend, ja zähneknirschend versucht alte dogmatische Kampflinien den Wahrheiten (das Sein bestimmt das Bewußtsein) der neuen Zeit anzupassen,
da der Mittel- und Gärpunkt des öffentlichen Diskurses, das weiss er ganz genau, immer da ist wo die Straße -bzw. heute ist es das Netz (und dadurch die Straße) - ist.

Und die füllt sich, je xenokratiesensibler die Leute reagieren, denn die legitimative Implosion, der dank Snowden immer offensichtlicher nackten Kaiser hat "das Volk" ja scheinbar erschüttert und einige wacher gerüttelt, u.a. auch durch die große Diskrepanz öffentlicher und veröffentlichter Meinung im Bezug auf die Forcierung der Etablierung eines neuen (alten!) Metafeindbilds.
Osama/Goldstein wird von dem neuen ozeanischen Hauptfeind (Putins) Eurasien (danach: Ping Pongs Ostasien) abgelöst usw.

Sollte in Zukunft, wenn man Peter Ulrich folgt, z.B. ein studentischer hardcore An antideutscher, mit jemandem, der (wie ich weiter oben) dieses aus ihrer Perspektive schlimme nationalbloschewistische Wort, "Volk" benutzt  - bestenfalls aus vermeintlicher Dummheit, schlimmstenfalls faschistischer Subvention äh Subversion heraus (also  bestimmt irgendwie "eso-völkisch-verschwörerisch" denkend),  sollte der also  jetzt doch mit mir diskutieren bevor ich am Ende noch von den pösen Nazis hintenrum und durch ne Öse eingefangen werden könnte??

Weil die "antisemitischen" Ideen sich ja auch bei solchen verfangen könnten die "sich selbst als nicht rechts sehen" aber dann (in anderen orthodoxen Publikationen u.a. der taz) als neurechts diffamiert werden?

Am Ende gibt es sogar noch ein paar total Verrückte die glauben könnten, das ist alles ne Verschwörung des orthodoxen Establishments mit den Diensten, um die unabhängigen Linken mit in die Rechtsextremismusdatenbank bugsieren zu können!!1!

Des Autors Verweis (wobei, steht das da eigentlich drin?), dass beim Maidan die Rechten die Macht innerhalb einer ursprünglich inhomogenen Protestbewegung übernehmen konnten (ebenso in Ägypten nach dem Sturz Mubaraks -oder Ende der Siebziger beim Sturz des Schahs) ist wichtig und berechtigt, entbindet aber gerade deshalb nicht von der Pflicht zur Solidarität um es gar nicht zu obigen Entwicklungen kommen zu lassen, die ohne linkes Engagement noch sehr viel wahrscheinlicher sind.


Min Unbehagen wuchs, je länger der Originalartikel wurde, da Ulrich seine Erkenntnisse fast wie ein verbissener, wütender, weil einknickender Emissär aufzählt. Die sind alle so neu nicht, aber - zugegeben, das hat er gewagt - sie waren bisher kaum in in diesen halbwegs konstistenten Zusammenhängen in größeren Medien zu lesen.

In diesem Sinne, liebe "antideutschen, studentischen Gender-Aufrechten",
ein Gedicht für euch mit Bild von Dali (und Musik von Ananda Shankar, wenn ihr Youtube überlisten könnt),
mit soldiarischem Gruss der - man staune: es gibt sie und wird sie auch immer geben, einfach weil sie so furchtbar kompliziert unorthodox ist - undogmatischen Linken.
Auf dass die Strömungen, nun ja, auch weiter bewegt sein mögen - bedacht mit mehr oder weniger reißend-hedonistischem Applaus des postdemokratischen Spektakelpublikums Slash Protest-Souveräns.
Mst, jtzt hb ch mch dch gltt n dn gnzn ntsmtschn* Gdnkn nd Wrtn vrschlckt.
*(latent schwer zu entschlüsseln)

Narcissus,
in his immobility,
absorbed by his reflection with the digestive slowness of carnivorous plants,
becomes invisible.
There remains of him only the hallucinatingly white oval of his head,
his head again more tender,
his head, chrysalis of hidden biological designs,
his head held up by the tips of the water's fingers,
at the tips of the fingers
of the insensate hand,
of the terrible hand,
of the mortal hand
of his own reflection.
When that head slits
when that head splits
when that head bursts,
it will be the flower,
the new Narcissus,
Gala - my Narcissus

Savador Dali



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