Sonntag, 25. Mai 2014

fest gesetzt

Europa hat gewählt und während die Linke in Griechenland deutlich hinzugewann und dort stärkste Partei wurde, stagnierte das Ergebnis der Linken in Deutschland bei mittelmäßigen 7,5%.

Dennoch meine ich hier einige Trends herauszulesen, die mich optimistisch stimmen, dass die Linke gute Chancen hat auf Grundlage einer breitengefächerten und solidarischen Wählerschaft künftig wieder Erfolge zu erzielen.

So ist die Linke zum einen diejenige Partei, die in allen Altersklassen nahezu identische Zustimmung erlangt hat (~8%). Wenn man von der FDP absieht, der dies auf niedrigem Niveau ebenfalls gelang (3%), ist das ein bemerkenswertes Ergebnis.
Erzielte die CDU zum Beispiel 48% der Stimmen der  über 70-jährigen und die Grünen dort nur 3%, so wählten lediglich 28% der 18-24-jährigen die CDU, jedoch 19% der Jungwähler die Grünen.

Die Themen der Linken scheinen also so generationsübergreifend zu wirken, dass im Endeffekt weder eine neu aufkommende rechtspopulistische Partei die Substanz durch Abzug allzuvieler Protestwählerln gefährdete, noch dass die jahrelangen Unkenrufer Recht behielten, die behaupteten, die Linke sterbe mit den alten DDR-Nostalgikern aus - im Gegenteil, bei der angeblichen Hauptzielgruppe der über 70-jährigen erzielte sie sogar mit 6% ihr schlechtestes Ergegbnis aller Altergruppen.

Im Bezug auf Wanderungsbewegungen jenseits der Nichtwähler verlor die Linke zwar ca. 100.000 Stimmen an Grüne und AfD, gewann jedoch von CDU, SPD und FDP ebenso viele dazu. De facto hat der mittige Mainstream somit beide Stimmkomplexe für sich verloren (wobei ich die AfD eigentlich doch aufgrund ihrer neoliberalen Ausrichtung dazu zähle).
  
Geschlechtsspezifisch setzt sich die Wählerschaft der Linken gleichmäßig aus Männern und Frauen zusammen, etwas das den meisten anderen Parteien eher fremd ist. So wählten etwa deutlich mehr Vatis die AfD, während hingegen mehr Muttis der CDU und den Grünen den Vorzug gaben.


 Quelle: kamelopedia.net
Meiner Ansicht nach weist eine geschlechtshomogene Wählerschaft auf eine emanzipatorisch erfolgreiche Themensetzung hin, während, wie Schäuble bei Günther Jauch analysierte, für die CDU vor allem die Werbestrategie der Merkelfaceplakatierung funktionierte (die Wählerinnen waren wohl von der so schön gephotoshopten Gesichtshaut angetan?!). Wenn Merkel selbst in Rente sein wird, verschwindet dieser Vorsprung der CDU bei den Frauen höchstwahrscheinlich, was bei den Linken nicht geschehen können wird.

Der hehre Anspruch der Linken, denen eine Stimme zu geben, die von anderen schlecht oder gar nicht repräsentiert werden, scheint rudimentär angenommen worden zu sein, so wählten immerhin 17% der Arbeitslosen die Linke, während 10% der Arbeiter, 8% der Rentner, 8% der Angestellte und ebenfalls 8 % der  Selbstständigen (!) für sie stimmten - interessanterweise also ebensosoviele Selbständige, wie aus dieser Berufsgruppe die FDP präferierten - ob dies wohl wagenknecht'schem Sachverstand und ihrem oft publikumswirksamem Einsatz für den Mittelstand in Talkshows zu verdanken ist?

In der Statistik fehlte mir die Angabe wieviele % der Hausfrauen die CDU gewählt haben, wobei die dort wohl nicht zu den Berufstätigen gezählt werden?!

Die PARTEI hat, wie es aussieht, leider den Kampf um einen Sitz knapp verfehlt. ist drin! Es gibt allerdings, indirekt, für andere Kleinstparteien doch noch eine Sperrklausel, da lediglich 96 Abgeordnete nach Brüssel geschickt werden. Nach der 5%- und der 3%- gilt nun also die ca. 0,5%-Hürde.


Eigentlich wollte ich ja dieses dazu passende Musikstück auswählen, aber jenes schien mir ebenfalls, im Hinblick auf die komplizierten Gleichungen der Wahlanalyse, adequat. Viel Spaß!



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