Mittwoch, 18. Juni 2014

Land of the sinking sand

Während in Albanien mal eben fast die Hälfte des BIPs zerstört wurde und es dabei auch zu gewalttätigen Auseinandersetzungen kam,
berichtet die Junge Welt über die momentane Lage  in der Ukraine
- und ein sehr lebenserfahrener Querkopf bloggt seine ganz persönliche Sicht bezüglich der Entwicklungen im Irak: Amerikas verdeckte, erneute Invasion.

Die Debatte über die Montagsdemo-Bewegung geht weiter. Nachdem ich bereits Artikel von Florian Rötzer und Thomas Konizc kommentiert habe, schrieb Peter Nowak jetzt - ebenfalls auf telepolis - auch einen:
"Neue Friedensbewegung oder Querfront?"
Mittels "wissenschaftlicher" Fragebögen, die 'zur politischen Einordnung der Bewegung' den Teilnehmern der Proteste verabreicht werden sollten bzw wurden und die so tolle Fragen beinhalteten wie "wünschen sie sich wieder einen starken Führer für Deutschland?" (man hätte anfügen können: "...so wie Bundeskanzlerin Merkel mit ergebener Partei dahinter?"), weshalb sie  aufgrund ihrer  Eindimensionalistät von der Mehrheit auch erst garnicht ausgefüllt wurden (der Autor Nowak tut die große Ablehnung derartig  tendenziöser, vorgegebener Antworten als "Vermutung einer weiteren Verschwörung" ab - well, isn't it obvious?). Lange Rede, kurzer Sinn, von den knapp 16-30% der Leute die auf verschiedenen Veranstaltungen die Fragebögen ausfüllten, wünschten sich 30% einen "starken Führer". Mithilfe solcher 'Methodik' wird in Nowaks Artikel versucht Stimmung zu machen, warum die "wahre Linke" mit den Schmuddelkindern nicht anbandeln sollte.

 "...so sprach die Mutter, sprach der Vater, lehrte der Pastor"

Ich vermute eher, dass die 30% der 16-30% antwortenden Anwesenden entweder ironisch markiert haben ("das wollen die doch hören, haha!"), vom V-Schutz eingeschleuste  agents provocateurs waren ("das sollen wir doch sagen, damit gedacht wird...!") und/oder es eben  der "ganz normale" Bodensatz, jener war, die auch sonst "den Ruf nach einem neuen Führer" bei Umfragen, die nichts mit der Montagsdemo-Bewegung zu tun haben, ankreuzen - leider gibt's den wirklich. Nowak schreibt:
"Auch wenn die Montagsdemonstrationsbewegung ähnlich kurzlebig wie die Occupy-Bewegung sein sollte, wofür es Anzeichen gibt, könnten die Ergebnisse der Studie für die Bewertung künftiger Bewegungen interessant sein.
Denn es ist die Schwäche einer emanzipatorischen Linken und die Irrationalität der kapitalistischen Verfasstheit einer von vielen Menschen nicht mehr durchschauten Gesellschaft, die zu den widersprüchlichen, überwiegend selbst irrationalen und regressiven Elementen der Opposition führt."
Traurigerweise scheint sich die Debatte im Moment darauf zu verfestigen, dass die konstruktive Analyse Rötzers und seine strategischen Anmerkungen über die Ursachen der Erklärungs- und Aktionskrise der Linken geflissentlich übergangen werden oder eben, wie von Nowak pauschal als "irrationale und regressive Opposition" diskreditiert werden - und sich bei vielen etablierten Linken, sieht man von dem ehemaligen Attac-Aktivisten Pedram Shahyar oder "gebrannten" Leuten wie D. Dehm ab, die Furcht als Handlanger Moskaus gelten zu können, mit dem Rückzug auf ideologische Trutzburgen paart.

Update: Was Nowak verschwieg, als er die 'beunruhigenden Erkenntnisse' der Studie präsentierte:
Montagsdemo nicht rechts, sondern links
"Von den Umfrageteilnehmern, die bei der letzten Wahl eine Stimme abgegeben haben, wählten 42,6 Prozent die Linkspartei, 15,4 die Piraten und 12,8 die AfD. Erst danach folgen Grüne, CDU und SPD. Vierzig Prozent verorten sich links, 20 Prozent in der politischen Mitte, und nur zwei Prozent rechts."
und:
Summiert man die Zustimmung zu allen Aussagen und weist alle Personen aus, die ihnen der Tendenz nach zustimmen, haben nur zwei von 306 Befragten ein geschlossenes rechtsextremes Weltbild
https://protestinstitut.files.wordpress.com/2014/06/occupy-frieden_befragung-montagsmahnwachen_protestinstitut-eu1.pdf

Ebenfalls in der Diskussion:
Die Folgen zunehmender Vermögensungleichverteilung - eine Chance? Zugegeben, der Titel ist ein wenig cheesy, aber die volkswirtschaftlichen Fakten, die in die Analyse einfließen sind es nicht. Die dreiteilige Reihe, von der bis jetzt zwei Teile erschienen sind, legt Zusammenhänge dar, wie sie im Mainstream (bisher) so nicht diskutiert werden.
Man muß mit den Schlussfolgerungen nicht unbedingt d'accord sein, aber zur Kenntnis genommen werden sollten sie schon, um den Horizont der Entwicklungen der diesbezüglichen Debatten im Auge zu behalten.
Und wie geesagt, das eine oder andere Teilstück wird selbst belesenen Wirtschaftstheoretikern sicher so noch nicht bewußt gewesen sein - oder wurde ausgeblendet, weil ja nicht sein kann, was nicht sein darf...

Dazu passt auch die übersichtliche Auflistung der verschiedenen Erklärungsmuster über die Wahrscheinlichkeit von Leben im Universum und dessen mögliche (Nicht-)Erscheinungen, das Fermi-Paradoxon.

Last but not least: endlich wurde in Jamaica Gras zum Teil dekriminalisiert, u.a. für religiöse Zwecke.
Die Hauptänderung besteht darin, dass Leute, die in Zukunft "with a lickle collie in da pocket" erwischt werden, Sozialdienst zu leisten haben, sofern sie die Strafe für die Ordnungswidrigkeit nicht bezahlen können - in den Knast müssen sie aber nicht mehr.

In diesem Sinne: Ras Michael - "Run Come Rally" - Viel Spaß und conscious vibes!


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